Hessischer Bildungs- und Erziehungsplan
Unser „Bild vom Kind“ und die daraus resultierenden Grundsätze sind für unsere pädagogische Arbeit leitend. Als Einrichtung mit Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsauftrag, begleiten und fördern wir Kinder individuell und ganzheitlich. Daher baut unsere pädagogische Arbeit auf den Grundsätzen des Hessischen Bildungs- und Erziehungsplans (HBEP), sowie dessen Handreichung für Kinder unter 3 Jahren auf.
Im pädagogischen Blickfeld stehen für uns im Besonderen die sogenannten „Basiskompetenzen“, deren Entwicklung und Festigung wir auf verschiedenste Weisen begleiten, anregen und fördern. Diese umfassen den emotional-sozialen Entwicklungsbereich, den kommunikativen, den körperbezogenen, sowie kognitiv-lernmethodische Bereiche das Selbstkonzept und sind in unserer Konzeption, wie auch im Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan eingehend beschrieben.
Pädagogische Schwerpunkte unserer Einrichtung
In unserer Kindertageseinrichtung begrüßen wir eine Vielfalt von Familien, Kulturen und Sprachen. Daher liegt ein weiter Schwerpunkt unserer Arbeit in der Begleitung und Integration von zugewanderten Familien. Alle Unterschiede sind für die Gruppe bereichernd und förderlich. Alle lernen durch den Umgang und Austausch miteinander und voneinander. Wir fördern die Entwicklung interkultureller Kompetenzen, damit gegenseitige Wertschätzung und interessiertes Entdecken von Unterschieden auf positive Weise gelebt werden kann und wir uns in der heutigen Welt friedlich, tolerant und konstruktiv mit anderen entfalten können. Dies tun wir in der Arbeit mit den Kindern, als auch in der gesamten Arbeit mit den Familien.
Die Sprachförderung bildet einen weiteren pädagogischen Schwerpunkt unserer Arbeit. Sie wird für alle Kinder unserer Gruppe angeboten. Hierbei arbeiten wir in Anlehnung an das Programm -"Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zu Welt ist"- des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Wir respektieren individuelle Lerngeschwindigkeiten und lassen den Kindern Zeit. Wir ermöglichen jedem Kind mit besonderem Förderbedarf, einer Beeinträchtigung oder drohender Behinderung die Eingliederung in unsere Gruppe, sowie auch Kindern mit bestehender Behinderung. Die Betreuung in unserer Einrichtung soll dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen, sowie Gemeinschaft und respektvollen Umgang mit individuellen Unterschieden zu leben.
Weitere wichtige pädagogische Aspekte unserer Einrichtung
Künstlerische- und Sinneserfahrungen
Indem Kinder von Beginn an entdecken, erforschen und mit allen Sinnen wahrnehmen, machen sie bereits auch erste ästhetische Erfahrungen. Kunst und künstlerisches Tun verstärkt die Erlebnisfähigkeit und die Wahrnehmung. Erfahrungen auf allen musischen Gebieten und aktives, freies Gestalten sind sehr bereichernde Mittel, um sich, seine Gefühle und Stimmungen zu erfahren, mit der Fantasie zu spielen und Erlebnisse künstlerisch auszudrücken. Sie tragen zu Wohlbefinden und Gesundheit bei.
Wir regen die Kinder zu künstlerischem Tun an und fördern die Freude an ästhetischen Mitteln. Musik, Gesang, Tanz, der Umgang mit Farben, Formen und unterschiedlichen Gestaltungsmaterialien sind feste Bestandteile unserer pädagogischen Arbeit, sowie auch das Arbeiten mit Kleister, Schaum, großflächiges Malen mit Fingerfarben, Duftdöschen, farbige Fensterfolien, Klangschalen, Alltagsmaterialien, bislang unbekannte Lebensmittel, Fühlkisten, Fühlspiele, Geräuschespiele, Wasserspiele u.v.m.
Beteiligung erleben - Partizipation
Die Teilhabe und Mitbestimmung, sich selbstbestimmt und selbstwirksam zu erleben ist bedeutend für die kindliche Entwicklung. Durch Partizipation erfahren Kinder, dass ihre Bedürfnisse ernst genommen werden und dass sie Einfluss auf die Mitgestaltung ihrer Umwelt haben können. So erleben sie sich als selbstwirksam und als Teil der Gruppe.
Viele Situationen im Spiel, bei Angeboten, in der Pflegesituation, im Morgenkreis, bei Mahlzeiten und viele andere Bereichen unseres Alltags geben den Kindern die Möglichkeit an der Planung und dem Ablauf der Tagesgestaltung, sowie von Aktivitäten teilzuhaben, mitzubestimmen, oder selbst zu entscheiden.
Die meisten unserer Gruppenmaterialien sind frei zugänglich, sodass die Kinder danach verlangen und Entscheidungen in ihrer Spielgestaltung treffen können. Wir motivieren die Kinder auch ihre Bedürfnisse und Wünsche zu verdeutlichen, selbst aktiv zu werden, nehmen diese wahr und gehen auf die Kinder ein. Die Möglichkeit des Kindes auch “Nein” sagen zu dürfen gehört ebenfalls in den Bereich Partizipation. Grenzen setzen zu können, zu wissen selbst etwas bewirken zu können und das Vertrauen darin ernst genommen zu werden sind wichtige Bestandteile unseres Schutzkonzeptes (Teilkonzept) zum Kindeswohl.
Geäußerte Wünsche (verbal und nonverbal) akzeptieren wir grundsätzlich als berechtigte Bedürfnisse, denen wir, wenn möglich, nachkommen können, oder die es auszuhandeln gilt. Sobald sich verschiedene Wünsche und Bedürfnisse nach Partizipation innerhalb der Gruppe begegnen, lassen sie sich entweder miteinander vereinbaren, oder ermöglichen Gelegenheiten zu Kompromissen und sozialem Lernen. Dabei begleiten wir die Kinder, nehmen sensibel Rücksicht auf ihre Gefühle und Ängste und regen sie dazu an sich etwas zuzutrauen.
Freies Spiel und gezielte Angebote
Es heißt; "Spielen ist der Beruf des Kindes". Dem zu folgen, was die Kinder von innen heraus begeistert und beschäftigt, was ihrer derzeitigen Stimmung entspricht und was sich mit anderen ergibt, ist kindliche Entwicklung auf hohem Niveau und in seiner Bedeutung und den Möglichkeiten nicht zu unterschätzen. Gerade im Alter von unter 3 Jahren schöpfen und verarbeiten Kinder durch scheinbar einfaches Tun, Interaktion, Bedürfnis-, Interessens- Gestaltungsimpulsen und Wiederholungen.
Wir orientieren uns an diesen Bedürfnissen und geben den Kindern unserer Gruppe viel Zeit für diese Erfahrungen. Spieldauer, Spielbereiche und Spielpartner, sowie auch Spielmaterial können dabei von den Kindern meist frei gewählt werden. Aus diesen Aktionsmomenten der Kinder entstehen immer wieder Aktivitäten und kleinere Projekte.
Gelegentlich planen die Mitarbeiter*innen kleinere Angebote und Projekte und bieten diese in der Großgruppe, der Kleingruppe und in 1:1 Situationen an.
Wir beobachten die Kinder in ihrem Spielen sehr genau, erkennen dadurch ihre individuellen Interessen und Bedürfnisse in der aktuellen Situation, sowie auch die der Gesamtgruppe. Wir reagieren darauf und bauen unser weiteres pädagogisches Handeln darauf auf, damit Bildungsprozesse aufgegriffen und weiter vertieft werden können. Weiterhin bieten uns Spielsituationen Möglichkeiten der verbalen Begleitung. Wir animieren, greifen Themen auf, finden gemeinsam Lösungen u.v.m.
Wie in vorangegangenen Themengebieten bereits beschrieben ist Spielen die Grundlage für Persönlichkeits- und Lernentwicklung.
Spielen ist Bildung!
Gesundheitsförderung in der Kita
Die Grundlage für eine gesunde Entwicklung ist körperliches und seelisches Wohlbefinden. Um möglichst früh ein Gespür für eigene Bedürfnisse und einen verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Körper und der eigenen Gesundheit zu entwickeln, tragen wir als Kita dazu bei, dass sich die Kinder des eigenen Körpers bewusst werden und ihn als besonders positiv zu erleben. Es ist uns wichtig Bindung und Beziehung innerhalb der Gruppe und zu den Bezugspersonen positiv, lebendig und verbindlich zu gestalten, da sie für alle Beteiligten zu seelischem Wohlbefinden beitragen.
Die Kinder können ihre Umwelt durch vielfältige Materialien und eine anregende Umgebung körperlich und mit allen Sinnen erfahren. Große Spiegel tragen dazu bei, den eigenen Körper zu sehen und zu beobachten.
Wir lassen die Kinder Essen in Ruhe und mit Genuss erleben. Hunger- und Sättigungsgefühl nehmen sie wahr, indem sie die Menge und Lebensmittelauswahl selbst entscheiden. Und wir regen sie dazu an ihr Spektrum an gesunden Nahrungsmitteln zu erweitern.
Das Bedürfnis nach Nähe, nach Aktivität, wie auch der Wunsch nach Ruhe, sich zurückzuziehen und auf Distanz zu gehen wird erfüllt. Die Wahrnehmung dieser Bedürfnisse wird von uns gefördert, sowie neben Bewegen und Erleben auch Ausruhen und Schlaf als gesundheitsfördernd vermittelt.
Die Erziehung zu Hygiene und Körperpflege ist für uns selbstverständlich und wird von den Bezugspersonen spielerisch in den Alltag eingebunden.
Unsere geschulten und teils zertifizierten Fachkräfte u.a. im Bereich des Gesundheitsmanagements für die Kindertagesbetreuung, Kinderschutzkonzept, Unfallprävention, Hygiene, Arbeitssicherheit, Brandschutz und Erste Hilfe sorgen für Anregung und Beratung in Team und Elternschaft.
Unser Verständnis von Bildung
In den ersten Lebensjahren entwickeln sich Kinder meist besonders schnell und sie lernen besonders intensiv. Bildung gestaltet sich als sozialer Prozess, an dem das Kind, die Eltern und Familie und zumeist die Bezugspersonen einer Kita, sowie auch andere Kinder beteiligt sind. Dem kommunikativen Austausch und dem Interesse der Erwachsenen an den Themen des Kindes, kommt hierbei eine große Bedeutung zu.
Von Geburt an sind Kinder sehr neugierig und machen sich auf ihre ganz eigene, spannende Entdeckungsreise, um die Welt zu entdecken. Wir möchten in unserer Kita dazu beitragen dass ihnen diese Reise Freude bereitet, denn Erlerntes wird am besten verinnerlicht, wenn es mit Freude erlernt wurde. Wir geben den Kindern die Möglichkeit bewusst und in ihrem Tempo lernen zu dürfen, sowie ein grundlegendes Verständnis für Lernprozesse zu entwickeln. Wir binden Themen ein, die für die Kinder wichtig sind und animieren sie dazu sich aktiv am Lernprozess und der gemeinsamen Bedeutungserschließung von Erforschtem zu beteiligen.
In unserer heutigen Gesellschaft sind die Anforderungen an Fach- und Spezialwissen hoch und verändern sich rasant. Daher ist weniger die "bloße Anhäufung von Wissen", sondern in erster Linie der Erwerb und der Ausbau von grundlegenden Kompetenzen von größter Bedeutung. Denn diese bilden eine stabile Grundausstattung für das Kind und tragen zu einer Bereitschaft zu lebenslangem Lernen bei.
Die Rolle des pädagogischen Fachpersonals
Die Erzieher*innen schaffen eine vertrauensvolle Atmosphäre, in der sich die Kinder und Familien wohl und angenommen fühlen. Sie passen sich in ihrer Arbeit den unterschiedlichen, sich ständig verändernden Lebensumständen der Kinder und ihrer Familien an und ermöglichen so differenzierte und dynamische Pädagogik. Die Fachkräfte agieren familienergänzend als Mitgestalter*innen und Entwicklungsbegleiter*innen auf der Ebene der Erziehungspartnerschaft mit dem Kind, den Eltern und anderen Bezugspersonen des Kindes. Ihr gesetzlicher Auftrag ist es den Kindern unserer Kita, neben der Familie, Bildung, Erziehung und Betreuung zukommen zu lassen, sie zu begleiten, zu fördern und zu schützen. Hierzu arbeiten sie eng mit den Eltern, der Kita-Leitung, dem Träger, weiterführenden Kindereinrichtungen (z.B. Kindergarten) und einem Netzwerk weiterer Institutionen (z.B. Frühförderstellen, Fachaufsicht, Arbeitskreisen, Jugendamt) zusammen.
Die Erzieher*innen beobachten, was das Kind bereits weiß, kann und versteht und erkunden, was es in Interaktion mit anderen vermag. Auf der Grundlage dieser Beobachtungen und Deutungen überdenken sie gemeinsam die Möglichkeiten einer zukünftigen Entwicklung des Kindes, bieten ihm darauf aufbauend neue Anregungen, begleiten es angemessen und dokumentieren diesen Prozess.
Die Fachkräfte hinterfragen und reflektieren immer wieder ihre eigene Haltung gegenüber ihrem Bild vom Kind und zum Verständnis von Bildung, Erziehung, Betreuung und Förderung. Sie tauschen sich regelmäßig im Team darüber aus, halten sich auf dem neuesten Stand in Bezug auf einrichtungsrelevante Themengebiete und arbeiten an den Inhalten der Konzeption, sowie deren Bedeutung und Umsetzung in der täglichen Praxis.
Entwicklungsbeobachtung und Dokumentation
Die Kinder in ihrem Tun und Erleben im Alltag zu beobachten ist ein Hauptbestandteil unserer täglichen Arbeit. Wertschätzende Beobachtung, welche je nach Situation auch verbal begleitet wird, positiv und zugewandt, vermittelt sie dem Kind “Ich werde gesehen und individuell wahrgenommen".
Entwicklungsbeobachtungen werden hingegen gezielt getätigt. Wobei die Fachkraft hierbei nicht in die Situation integriert ist, sondern ausschließlich beobachtet. Diese Beobachtungen schriftlich festzuhalten und auszuwerten machen den individuellen Verlauf der Entwicklung deutlich und bieten eine Übersicht über den individuellen Entwicklungsstand des Kindes. Die innere Haltung der beobachtenden Fachkraft orientiert sich an unserem positiven "Bild vom Kind" sowie unseren beschriebenen, pädagogischen Leitlinien.
Beobachtungen und deren Dokumentation können als Grundlage für den Austausch im Team genutzt werden und dienen uns als wichtige Orientierung und Vorbereitung für die Entwicklungsgespräche mit den Eltern.
Portfolioarbeit
Im Portfolio-Ordner werden mit Hilfe von Fotos, Texten, Lerngeschichten, Gemälden und Gestaltetem die Entwicklungsschritte jedes einzelnen Kindes dokumentiert. Alle Kinder haben mit Hilfe dieses persönlichen Ordners die Möglichkeit, Erlebtes und ihre Erfahrungen immer wieder allein, mit den Bezugspersonen, den Eltern, oder anderen Kindern in der Gruppe anzusehen.
Dadurch entwickeln sie ein Bewusstsein für sich, ihren Körper, ihre Umwelt- und ihre Alltagserfahrungen. Die Kinder lernen also ihre Entwicklung mitzuverfolgen, sich mit ihr auseinanderzusetzen, sich selbst zu reflektieren, Erlebnisse aufzuarbeiten und mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen.
Häufig entwickeln die Kinder auch neue Ideen, die aus den im Portfolio dargestellten Aktionen oder Situationen entstehen. Der persönliche Ordner ist jederzeit frei zugänglich, begleitet das Kind durch die gesamte Kita-Zeit und ist ein wichtiger Bestandteil in der täglichen Gruppenarbeit und Entwicklungsdokumentation. Wir beziehen die Kinder teilweise in die Gestaltung des Portfolio-Ordners ein und geben auch den Eltern die Möglichkeit einzelne Seiten mit ihrem Kind gemeinsam zu gestalten.